Russland: Von Moskau bis zum Baikalsee

Zuerst kommt natürlich das Thema Grenzübertritt, vor dem ich etwas bammel hatte, obwohl ich gut vorbereitet war. Das ganze hat rund 2.5 Stunden gedauert und soweit alles gut geklappt. Ich musste etwa zu fünf verschiedenen Häuschen um mir alle Stempel abzuholen, damit man ins Land einreisen darf. Mein Auto wurde 4 mal von verschiedenen Personen durchsucht, ich nehme mal an (so genau weis ich das nicht), hatte jede Person ein andere Aufgabe. Ich musste auch meine Schränke aufmachen, von denen es ja einige gibt. Aber alle Beamten haben dann meistens bei der Hälfte der Kästchen aufgegeben. Also lieber 4 mal halbbatzig kontrollieren als einmal richtig.... Erstaunlich war, dass auch an der Grenze niemand Englisch spricht. Wies der Zufall so will, hatte ich vor mir einen Deutsch-Russen, den ich aufgrund des deutschen Autokennzeichen angesprochen habe. Er hat mir dann teilweise geholfen oder die Formulare auf Englisch organisiert, was natürlich sehr nett war. Und nach 2.5 Stunden hatte ich alle Stempel zusammen und durfte einreisen!

 

Da die normale Autoversicherung in Russland nicht gültig ist, habe ich nach der Grenze eine Versicherung abgeschlossen. Ich habe mir das "Bild" des Wortes Versicherung gemerkt und kurz nach der Grenze gab es ein kleines, blaues Häuschen wo "Versicherung" stand. Da die Dame etwa gleich schlecht Englisch spricht wie ich Russisch, war das nicht ganz einfach. Aber irgendwie hat es dann geklappt, ich habe eine Versicherungs-Police bekommen, welche ich aber nicht lesen, bzw. verstehen kann.

 

Am ersten Tag wollte ich bis nach Moskau fahren. Ich habe einen Camping-Platz im Internet gefunden, welche mitten im Moskau in einen Park liegt. Da ich grossen Respekt vor dem Verkehr in Moskau hatte, bin ich erste gegen 21:00 in die Stadt gefahren. Ich habe mich mental und technisch vorbereitet, meine Rückspiegel geputzt, Notfalladressen rausgesucht. Im Nachhinein war dann alles kein Problem, habe dem Camping auf Anhieb gefunden, der Verkehr war erträglich. Allerdings war ich vollkommen dem Navi ausgeliefert, ohne hätte ich keine Chance gehabt. Es war jedoch sehr spannend und eindrücklich, selber nach Moskau zu fahren.

Die bekannten Plätze/Gebäude fand sich sehr spannend. Aber irgendwie wurde ich dem Wetter entsprechend nicht ganz warm mit dieser Stadt. Nach dem ich drei Nächte in Moskau verbracht hatte, wollte ich weiterfahren. Ich war eine Woche später als geplant nach Russland eingereist. Für die Strecke Moskau - Irkutsk hatte ich 10 Tage eingeplant. Was bei rund 5'000 Kilometer ca. 500 Kilometer pro Tag ist. Sicher nicht wenig, aber es wird auf meiner Reise mit Abstand die meisten Kilometer in kurzer Zeit sein. Auf den ersten 1'000 Kilometer gibt es einige interessante und schöne Städte. Insb. Sudsal, Nischi Nowogorod und Kazan haben mir sehr gut gefallen.

 

Auf den Strassen hat es sehr viele LKWs, etwas mehr als die Hälfte. Die Strassen sind mehrheitlich recht gut, aber man muss immer auf etwas unvorhergesehenes gefasst sein. Seien dies unerwartete Schlaglöcher, Kühe auf der Strasse, LKWs die auf der Rechten Spur Radwechseln, LKWs die mit 10 km/h den Berg hinaufkriechen, usw. Darum habe ich strikte das Fahren in dern Nacht vermieden, obwohl ich bekanntlich eher ein Nachtmensch bin. Ausserorts gibt es sehr viele Radarkontrollen. Darum wird auch nicht sehr schnell gefahren, aber sehr gerne und überall überholt, natürlich auch die LKWs. Es wird zwar immer vorbildlich geblinkt (was fast etwas merkwürdig wirkt).

 

Viele Autos und Lastwagen sind in einem schlechten Zustand, oft fahren wohl in Deutschland ausrangierte LKWs nach Jahre in Russland weiter, was man an den deutschen Beschriftungen an den LKWs erkennt. Darum sieht man auch sehr viele, die am Rand der Strasse am Fahrzeug schrauben. Es gibt auf den Rastplätze auch meistens eine Rampe, welche man für Reparaturen benützen kann. Was mir für meine Wartungsarbeiten am Auto natürlich gelegen kam, da ich für gewisse Arbeiten unters Auto muss. Allerdings muss man die Rampen zuerst begehen, damit man nicht noch mehr Reparaturen erwischt. Ich musste bei der auf dem Bild erwähnten Rampe zuerst mit einen Stein einige sehr spitzige Eisen aus dem Weg räumen, ich denke meine Pneus hätten die Auffahrt sonst nicht schadlos überstanden. Gewissen Gelenke müssen periodisch geschmiert werden, genau gesagt sind es 20 Schmiernippel , welche mind. alle 5'000 Kilometer mit Fett versorgt werden sollten.

 

Neben den Strassen sieht man immer wieder Grabstellen von verunfallten, das macht einem schon nachdenklich. Ich sehe jeden Tag dutzende davon. Ich versuchte im Internet die Gründe für die hohe Anzahl der Todesfälle herauszufinden. Meistens werden die schlechten Fahrzeuge in Kombination mit schlechten Strassen als Grund erwähnt. Persönlich bin ich der Meinung, dass auch der eher aggressive Fahrstil mit oft viel zu wenig Abstand in Kombination mit telefonieren am Steuer nicht unbedeutend sind. Es wird enorm viel am Steuer telefoniert, da bilden Buschauffeure, LKW-Fahrer keine Ausnahme.

Auf der ganzen Route gibt es sehr viele bewachte LKW-Stopps. Diese geben zwar nicht sehr viel her, sind aber sicher und günstig. Campingplätze gibt es in ganz Russland kaum, ich habe von Moskau bis zum Baikalsee weder ein Wohnmobil noch ein ausländisches Fahrzeug gesehen. In den Städten habe ich teilweise im Hotel geschlafen, einige male auch vor dem Hotel auf dem bewachten Parkplatz, natürlich habe ich vorher gefragt. Zwischen den Städten habe ich meist auf den LKW-Stopps übernachtet. Oft gab nur eine Strasse, links und rechts war es oft sumpfig. Dies war meist ein zu grosses Risiko, um irgendwo stecken zu bleiben. Einmal habe ich kurz rechts bei einer Einfahrt gehalten, damit ich die Füsse vertreten kann und nicht nahe an der Strasse stehe, wo die LKWs vorbeidonnern. Als dann kurz darauf ein LKW die Zufahrt genau absperrte (siehe Bild) und sich jemand von hintern näherte, leuteten bei mir alle Alarmglocken und ich war auf "Alarmbereitschaft". Schnell stellte sich aber heraus, dass der LKW-Fahrer nur jemanden abholen wollte. Ich glaube, ich war in Russland eher übervorsichtig, da aus meiner Sicht der Ruf viel schlechter ist, als es eigentlich ist. Ich habe mich nie unsicher gefühlt, höchstens wenn es zu viele Polizisten gab. Ich wurde auf der Strecke dreimal von Polizisten kontrolliert, das erste mal sehr ausführlich, ca. 30 Minuten. Auch das Auto und einige Kästchen musste ich öffnen, liessen mich dann aber ohne Beanstandung weiterziehen. Der Ablauf war jedesmal sehr korrekt.

Von Irkutsk (nähe Baikalsee) reiste ich auf die bekannte Insel Olcon, eine kleine Gratis-Fähre führt auf die mehrheitlich unberührte Insel, wo es keine Teerstrassen gibt. Irgendwie wurde ich auf der Fähre, oder eher gesagt mein Auto, selber etwas zur Touristenattraktion. Eine Gruppe chinesischer Motorradfahrer hat sich brennend für mein Auto interessiert. Lustigerweise habe ich die gleiche Gruppe ein Tag später im Hotel in Irkutsk getroffen. Leider hatten sie einen Unfall, einer aus der Gruppe ist auf dem Motorrad eingeschlafen! Glücklicherweise ist aber nichts gravierendes passiert. Sie hatten den umgekehrten Weg vor sich bis nach Berlin. Allerdings haben sie teilweise die doppelte Strecke pro Tag als ich geplant. Um meine Planung war schon eher an der oberen Grenze, was aufgrund des 30 Tage Visa fast nicht anders ging, bzw. komplizierter gewesen wäre.

 

Da mein Visa nicht mehr allzu lange gültig war, machte ich mich bald via Ulan-Ude an die Grenze zur Mongolei. Speziell an Ulan-Ude fand ich, dass die Menschen asiatisch aussehen. Aha, ich befinde mich ja auch in Asien! Allerdings stellt man sich Russen halt nicht asiatisch vor. Da in Russland der Diesel ca. 38 Rubel kostete (ca. 75 Rappen) und ich ja nicht wusste, die die Diesel-Versorgung in der Mongolei ist, habe ich natürlich meinen Zusatztank (180 Liter) gefüllt. Somit komme ich ohne Tanken ca. 1'700 Kilometer weit.

 

Am Schluss auch noch einige Schnappschüsse aus Russland.

Die Grenze erreichte ich aufgrund der unerwartet schlechten Strassen später als erwartet (so gegen 16:00 Uhr) und hoffte, es noch am gleichen Tag bis in die Mongolei zu schaffen. Bei der Ausreise wurde das Auto ebenfalls betrachtet und das Einreise-Dokument, welches im bei der Einreise erhalten habe, verlangt und eingesammelt. Die erforderlichen Registrierung (welche man innert 7 Tagen nach Einreise vornehmen muss) und die Autoversicherung hat niemand verlangt. 

 

 

Abschliessend möchte ich nochmals erwähnen, dass ich Russland ein tolles Reiseland finde. Ich habe mich nie unsicher gefühlt (Reisende, welche ich in der Mongolei getroffen habe, sagen übrigens alle das selbe), ich wurde auf den rund 6'000 Kilometer 3 mal von der Polizei kontrolliert (da habe ich im Internet ganz andere Zahlen gelesen), der Ablauf war aber jeweils korrekt. Einzig an das Fahren muss man sich etwas gewöhnen, aber es ist bei Weiten nicht so, wie man dies z. B. aus Youtube-Filmen kennt. Aber vor Nachtfahrten würde ich definitiv abraten.